Es ist eine Region, in der bei Wanderungen Kraft für die Physis wie ebenso der Psyche getankt werden kann. Grün in Hülle und Fülle, die Waldluft dicht angereichert mit Atmung fördernden Sauerstoff. Ein leichter Geruch von Baumharz der dichten Schwarzkiefern-Bestände ist nahezu ständiger Begleiter der Wanderfreudigen. Vor allem an Wochentagen herrscht unter den Wipfeln Ruh´, ja geradezu allumfassende Stille, nur unterbrochen von lebhaftem Vogelgeschwitscher. Wer abseits vom Alltagsstress und Virusängsten mit der Seele baumeln will, ist da am richtigen Platz.
Ausgangspunkt einer kürzlich von einem Duo der Kulturfüchsin-Redaktion absolvierten Tour auf den Harzberg und zur Vöslauerhütte war die so genannte Waldandacht am westlichen Rand der Thermenstadt Bad Vöslau beziehungsweise am südlichen Ortsende der Weinbaugemeinde Sooss. Das Gebäude eines ehemaligen, im Klinkerstil errichteten Gasthauses prägt dort noch immer das Umfeld des kleinen Parkplatzes. Bedauerlicherweise scheint das architektonisch interessante Gebäude dem Verfall preisgegeben zu sein.
Rechts auf´s Eiserne Tor, links auf den Harzberg und zum Mariazeller Zwickl
Auf der mit einem Zufahrtsschranken gesicherten Forststraße geht es in auf kurvenreicher Schotterstraße, die beidseitig von Mischwald begrenzt wird, bis zur Abzweigung bei der Pecherhütte. Liebhaber kleiner, verschlungener Waldwege können einen solchen über längere Strecken links neben dem Schotterweg, der im Zuge von Baumfällungen von Arbeits- beziehungsweise Transportfahrzeugen doch recht häufig benutzt wird, beschreiten. Bei der Pecherhütte zweigt sich der Weg, rechter Seite geht es auf das Eiserne Tor, linker Seite auf der blauen Markierung auf einem weichen, von abgefallenen Kiefernnadeln geprägtem Hohlweg stets leicht bergauf in Richtung Vöslauer Hütte, gerahmt von dichten Kieferwäldern.
Nach etwa 40 Minuten Gehzeit von der Waldandacht die nächste Weggabelung. Rechts ein recht steiler, wurzeldurchsetzter Weg zur Vöslauerhütte, links führt vorerst eine Forststraße in Richtung zum Harzberg, wo ein Gasthaus und die steinerne, 21 Meter hohen Kaiser-Franz-Josefs-Jubiläumswarte auf der Rudolfshöhe situiert sind. Der Aussichtsturm wurde 1898 anlässlich der 50jährigen Thronbesteigung von Kaiser Franz Josef errichtet. Nach rund 400 Metern auf der Forststraße zweigt linker Hand ein Waldweg zum Harzberg ab.
Beruhigendes Rauschen der Baumkronen
Über den von dichtem Kieferbestand dominierten Waldabschnitt, der bei einigen lichten Abschnitten einen traumhaften Blick bis zum alles überragenden Schneeberg bietet, geht´s auf vorerst schmalem Pfad mit dem Rauschen der Baumkronen im Wind als Begleitung und sich dann verbreiterndem Zugweg nach rund 35 Minuten Gehzeit ab der Fortstraße Richtung Harzberg-Schutzhaus und Jubiläumswarte. Das letzte Stück Wegstrecke muss auf kurzem Schotter-Fahrweg zurückgelegt werden.
Phantastischer Rundblick von der Harzbergwarte
Von der Terrasse beim Schutzhaus öffnet sich ein weiter Blick in das Wiener Becken, an klaren Tagen sogar bis zur slowakischen Metropole Bratislava. Das „Highland“ der Wanderung ist aber zweifellos die Besteigung der im Burgenstil errichteten Jubiläumswarte, deren oberste Ebene hoch über allen Baumwipfeln einen phantastischen Rundumblick bietet. Der über ca. 110 Stufen führende Aufstieg lohnt sich. Schaut ringsumher, wohin der Blick sich wendet, wo habt ihr dessengleichen schon gesehen? lacht die Schönheit der Landschaft den Turmerklimmern entgegen. Auch der große österreichische Dichter Franz Grillparzer hätte seine Freude an dem An- beziehungsweise Ausblick gehabt. Wechselgebiet, Hohe Wand Schneeberg, Ötscher, Unterberg etc. liegen, so meint der Betrachter, nur wenige Vogelflügelschläge entfernt.
Wandererstützpunkt Vöslauerhütte
Nachdem sich die Kulturfüchse-Wandervögel an dem prachtvollem Panorama nahezu statt gesehen hatten, ging´s über den vorhin beschriebenen Waldweg zurück bis zur Abzweigung zur Vöslauerhütte der Naturfreunde am Mariazeller Zwickl, die von der Gabelung nach rund 15minütigem – teilweise recht steilem – Anstieg erreicht wurde. Der Ausblick von dort ist zwar eingeschränkt, aber lohnt sich dennoch von den vor dem Haus liegenden Terrassen.
In dem Wandererstützpunkt Vöslauerhütte bietet eine zwar einfache, aber dennoch recht gemütlich eingerichtete Gaststätte eine ansprechende Speisenauswahl mit dem Schwerpunkt der heimischen Küche. Der konsumierte Jungschweinsbraten mit Kraut und Semmelknödel, die Gemüselaibchen mit gemischtem Salat und das Dessert in Form eines Topfenstrudels mit Vanillesoße mundeten ausgezeichnet, der Service fungierte kompetent und freundlich. Die angebotenen kulinarischen Schmankerln sind zudem recht brieftaschenfreundlich.
Der Weg von der Vöslauerhütte zurück zur Waldandacht erfolgte über die eingangs erwähnte Forststraße und abschnittsweise wieder über dem parallel dazu verlaufenden schmalen Wanderweg. Summa summarum eine schöne, kaum anstrengende Tour, deren Ausgangs- und Endpunkt sowohl mit dem Kfz als auch mit den Öffis gut erreichbar ist, die Bahnstation Bad Vöslau ist rund zwanzig Gehminuten entfernt.
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